Die steigenden Renditen bei Staatsanleihen und deutlich gestiegene Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen haben im heurigen Jahr zu großen Verlusten an den Anleihemärkten geführt.
In einem derartigen Umfeld steht das Zinsänderungsrisiko einer Anleihe oder eines Anleihefonds verstärkt im Fokus. Die wesentliche Kennzahl für die Höhe des Zinsänderungsrisikos ist die sogenannte Modified Duration. Je höher die Modified Duration umso höher ist das Zinsänderungsrisiko. Beträgt die durchschnittliche Modified Duration eines Anleihefonds beispielsweise fünf Prozent, dann würde ein Renditeanstieg um ein Prozent einen Kursverlust von ungefähr fünf Prozent bedeuten. Im Gegensatz dazu würde ein Renditerückgang von einem Prozent zu einem entsprechenden Kursgewinn von ungefähr fünf Prozent führen.
In Zeiten von Renditeanstiegen weisen somit Anleihefonds mit einer geringen Modified Duration tendenziell geringere Kursverluste auf.
Ein Beispiel für einen Fonds mit einer vergleichsweise geringen Modified Duration ist der ERSTE RESERVE CORPORATE. Der Fonds strebt tendenziell eine Modified Duration von kleiner einem Prozent an. Ende September 2022 lag sie bei ungefähr 0,5%.
Der ERSTE RESERVE CORPORATE investiert überwiegend in kurzlaufende und variabel verzinsliche Unternehmensanleihen, weshalb das Portfolio ein vergleichsweise geringes Zinsänderungsrisiko aufweist. Aufgrund des tendenziell höheren Kreditrisikos von Unternehmensanleihen bieten sie einen Renditeaufschlag gegenüber vergleichsweise sicheren Staatsanleihen. Je schlechter die Kreditqualität des Unternehmens umso höher ist dieser Renditeaufschlag. Deshalb wird nach grundlegender Unternehmensanalyse auch in Unternehmensanleihen investiert, die ein schlechteres Rating als Investment Grade haben. So liegt derzeit der Anteil an Anleihen von Emittenten mit einem riskanteren High-Yield-Rating bei ungefähr 20%. Daraus resultiert ein Portfolio dessen Anleihen per Ende September im Durchschnitt eine Rendite von ungefähr 4,7% aufweisen. Dabei gilt zu beachten, dass ein Anstieg der Risikoaufschläge, wie wir es zum Beispiel zu Beginn der COVID-19 Pandemie gesehen haben, zu deutlichen Kursverlusten führen kann.
Sorgen um eine Abschwächung der Konjunktur haben auch im heurigen Jahr bereits für einen merkbaren Anstieg der Risikoaufschläge gesorgt. Da in den aktuellen Anleihekursen bereits einige Leitzinserhöhungen sowie eine leichte Abkühlung der Wirtschaft eingepreist sind, könnten sich somit interessante Renditechancen ergeben.
Der ERSTE RESERVE CORPORATE hat einen globalen Fokus wobei der Großteil der Emittenten aus Europa sowie den USA stammt. Die Unternehmen sind in den unterschiedlichsten Sektoren tätig, wobei aktuell der Finanzsektor den mit Abstand größten Anteil ausmacht. Die Anleihen notieren vorwiegend in Euro. Etwaiges Fremdwährungsrisiko wird zumeist abgesichert.
Die ersten drei Quartale 2022 im Rückblick
Im Vergleich zu vielen anderen Krisenjahren ist die große Mehrheit der Unternehmen im Jahr 2022 in Sachen Liquidität sehr gut aufgestellt. Die Fundamentaldaten haben sich sogar so sehr verbessert, dass die Gesamtverschuldung der Emittenten auf den niedrigsten Stand seit 2014 gesunken ist. Das sollte einem Großteil der Firmen helfen, im Jahr 2022 ohne die Neuaufnahme von frischem Kapital auszukommen.
Im Februar des Jahres 2022 nahm die Schwäche unter europäischen Unternehmensanleihen aufgrund gestiegener Inflationsängste weiter zu, da die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine in einen ausgewachsenen militärischen Konflikt ausarteten. So tendierte der Euro-Anleihemarkt aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks, der fehlenden Anzeichen für eine Entspannung im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und der zunehmenden Rezessionsängste erneut schwächer und sorgte für eine hohe Marktvolatilität.
Positiv ist hier zu erwähnen, dass der ERSTE RESERVE CORPORATE in dieser Phase keine Anleihen von Emittenten aus den Ländern Ukraine und Russland hatte.
Auch die Zentralbanken waren im Berichtszeitraum nicht untätig und begannen erstmalig dem allgemeinen Inflationsdruck mit den ersten sanften Zinserhöhungen entgegenzuwirken. Diese hatten aber kaum Auswirkungen auf das Portfolio des Fonds.
Die Zinsen stiegen und die Renditen für 10-jährige deutsche Staatsanleihen gingen erstmals seit Mitte 2019 wieder über die Nullmarke. Etwas historischer ist die Entwicklung der Rendite von 2-jährigen deutschen Staatsanleihen, die erstmals seit Mitte 2014 ins positive Territorium gewandert ist.
Die FED hat im März mit den ersten Zinsschritten begonnen und seitdem kontinuierlich angehoben. In bisher fünf Schritten von 0,25% auf 3,25%. Die EZB folgte mit einem ersten Schritt im Juli auf 0,5% von 0% und einem weiteren auf 1,25%. Ebenso wurden Ankaufsprogramme zurückgefahren. Diese Schritte wurden notwendig, da seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die sich damit verschärfenden Energieengpässe, die Inflation weiter davon galoppiert.
In diesem Umfeld kam es im heurigen Jahr bisher zu einer generellen Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge über alle Sektoren und Ratingklassen hinweg. Aufgrund des deutlichen Anstiegs der Kreditrisikoaufschläge für Unternehmensanleihen liegen diese derzeit über den Höchstständen der letzten fünf Jahre.
Ausblick
Ein Szenario mit deutlich höheren Leitzinsen, Unsicherheiten bei Energie- und Gaspreisen und einer Konjunkturabschwächung wird zunehmend zur Realität.
Durch das generell niedrige Zinsänderungsrisiko hält sich der Fonds bei steigenden Zinsen im Vergleich zu Fonds mit höherem Zinsänderungsrisiko relativ gut. Der hohe Anteil von derzeit ungefähr 45% an variabel verzinsten Instrumenten wirkt hier ebenso dämpfend. Darüber hinaus kann durch die laufende Tilgung von Anleihen im Portfolio und den dadurch entstehenden Reinvestitionsbedarf von erhöhten Zinsen und Risikoaufschlägen profitiert werden. So liegt die durchschnittliche Rendite der Anleihen im Portfolio per Ende September mittlerweile bei ungefähr 4,7%.
Hinweise:
Sofern nicht anders angegeben sind alle Angaben per Ende September 2022.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung des Fonds zu.
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum Redaktionsschluss. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern.
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